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Beau Is Afraid

Beau Is Afraid

USA 2023, R: Ari Aster, D: Joaquin Phoenix, Nathan Lane, Amy Ryan, 178 min

Die Sitzungen beim Psychiater scheinen Beau nicht viel zu bringen. Liegen seine dauernde Nervosität und seine eskalierende Paranoia wirklich nur in einem Schuldgefühl seiner dominanten Mutter gegenüber begründet? Die ersten fünf Minuten von »Beau is afraid« sind gleichzeitig die letzten, die in einer halbwegs wiedererkennbaren Realität stattfinden. Danach stürzt sich der Film mit Wollust in eine surrealistische Parallelwelt, die zu gleichen Teilen lustig und verstörend ist; ein impulsiver Psychotrip wie in die Gehirnwindungen eines Nervenpatienten. Für Regisseur Ari Aster, der zuvor mit den Horrorfilmen »Hereditary« und »Midsommar« auf sich aufmerksam machte, ist es ein Kopfsprung ins Reich der Neurosen – und der eigenen Eitelkeiten. Nach etwa der Hälfte des überlangen Streifens beginnen die visuellen Tricks und der Dauerbeschuss mit absurden Szenen die Geduld zu strapazieren. Was als schwarzhumorige Groteske beginnt, verkommt nach und nach zu einer anstrengenden Nabelschau, bei der eine psychosexuelle Mutterfixierung unangenehm in den Vordergrund rückt. »Beau is afraid« wächst irgendwo zwischen Selbstentblößung und Selbsttherapie ins Monumentale, ins Monströse, und vermutlich auch ins allzu Private. Mit Alfred Hitchcock beginnt man zu ahnen: Regisseure können sich offenbar den Gang zum Psychiater sparen. Sie legen sich einfach vor ihrem Kinopublikum auf die Couch. Lars Tunçay


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