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Black Tea

Black Tea

F/LUX/TZ 2023, R: Abderrahmane Sissako, D: Nina Melo, Han Chang, Ke-Xi Wu, 110 min

Der Kontrast könnte kaum größer sein. »Timbuktu«, der letzte Film des mauretanischen Regisseurs Abderrahmane Sissako erzählte von islamistischem Terror, Zwangsehen und Ganzkörperschleiern. Danach herrschte beinahe zehn Jahre Pause. Nun ist Sissako zurück und hat einen Liebesfilm gedreht. »Black Tea« beginnt mit einer Hochzeitszeremonie. Auf der soll Yea verheiratet werden. Doch sie will nicht. In allerletzter Sekunde gibt sie ihr altes Leben an der Elfenbeinküste auf und zieht allein nach Guangzhou. Die chinesische Stadt hat eine große afrikanische Diaspora. Tag und Nacht verkaufen Händlerinnen und Händler dort ihre Waren an Kundschaft aus aller Welt. Sissako hält die kleinen Alltagsszenen fest: chinesische Ladenbesitzer, die mit afrikanischen Geschäftsmännern um Spitzenunterwäsche, Reisekoffer oder Teppiche feilschen. Frauen in einem Friseursalon. Polizisten auf nächtlichem Rundgang. Vieles erinnert an Wong Kar Wais »In the Mood for Love«. Wie in dessen Klassiker scheinen auch hier die Figuren in ihrer Langsamkeit der Zeit enthoben. Ein Eindruck, der durch geschickte Kameraarbeit und den gezielten Einsatz von Farbe und Beleuchtung verstärkt wird. In dieser Welt, in der alles durchzogen ist von Sehnsucht und Melancholie, lernt Yea den Teeladenbesitzer Caï kennen. Die beiden verlieben sich. Zwei verlorene, von ihrer Vergangenheit gepeinigte und trotzdem lebensbejahende Seelen. Es ist lange her, dass unsere globalisierte Welt so schön aussah. Josef Braun


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