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Brother’s Keeper

Brother’s Keeper

TRK/RUM 2021, R: Ferit Karahan, D: Samet Yildiz, Ekin Koç, Mahir Ipek, 85 min

Es ist ein einprägsames Bild. Drei Jungen stehen in einer Dusche und gießen sich mit einer Schale abwechselnd Wasser über den Kopf. Das Drama entsteht durch den Kontext. Die Jungen leben in einem Internat in den Bergen von Ostanatolien. Sie sind Kurden, die mit harter Hand zu »aufrechten Türken« erzogen werden sollen. Weil sie sich um die Wasserschale gestritten haben, müssen sie sich mit kaltem Wasser abduschen. Bei Außentemperaturen von minus 34 Grad, während nebenan der Badezimmerpräfekt steht und sie anschreit. Regisseur Ferit Karahan ist selbst Kurde und war auf einer ähnlichen Schule wie der im Film gezeigten. In Interviews hat er wiederholt darauf hingewiesen, mit »Brother’s Keeper« auch eigene Erfahrungen zu verarbeiten. Vermutlich erklärt sich so die besondere Sensibilität seiner Aufnahmen. Das Changieren zwischen Wut und Empathie für die Schüler, aber eben auch die Lehrer, die oft zu drakonischen Maßnahmen greifen, um die Ordnung zu erhalten. Den Rest erledigt ein durchweg überzeugender Cast. Einen Tag nach dem Vorfall unter der Dusche öffnet der junge Memo seine Augen nicht mehr. Sein bester Freund Yusuf bringt ihn ins Krankenzimmer. Doch dort gibt es nur Aspirin. Während draußen der Schnee fällt und die Wege unpassierbar macht, verschlechtert sich die Gesundheit des kleinen Memo und zwingt Lehrer und Schüler zu einem Blick in den Abgrund. »Brother’s Keeper« ist ein bemerkenswerter Film von zärtlicher Wucht. Josef Braun


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