anzeige
anzeige
Copa 71

Copa 71

GB 2023, Dok, R: Rachel Ramsay, James Erskine, 91 min

Dass es Frauenfußball immer noch schwer hat, erkennt man etwa an den geistarmen Kommentaren in diversen Foren. Früher war alles sogar noch schlimmer. »Copa 1971« beleuchtet den Kampf der Frauen am Ball gegen Verbände, Vorurteile und ein patriarchalisches System, das die schönste Nebensache der Welt nur für sich reklamiert. Im Fokus: das von der FIFA damals als »Schande« bezeichnete und nicht offiziell als Weltmeisterschaft anerkannte Turnier in Mexiko mit sechs Teams – und das trotz Zuschauerzahlen von rund 100.000 Fans, bei einem Spiel wohlgemerkt. Die Doku lässt damalige Nationalspielerinnen erzählen: etwa die Mexikanerin Silvia, die von ihrem Vater geschlagen wurde, wenn sie vom Kicken kam und die Engländerin Carol, die von ihren Spielen sechs Zuschauer gewohnt war. Ein deutsches Team war nicht dabei. Garniert wird die Dokumentation mit Archivmaterial und teils kuriosen Originalkommentaren des Turniers sowie einordnenden Worten. Trotz des Erfolgs des außerplanmäßigen Wettbewerbs ging es danach für den Frauenfußball in manchen Ländern sogar weiter bergab: In England wurde die Kapitänin der Nationalelf bei einem Vereins-Event gedemütigt, das Team konnte rund 50 Jahre nicht über das historische Ereignis reden. »Copa 71« ist nicht nur ein Film über ein offensives und historisch kaum beachtetes Sportgeschehen, sondern auch über den Geschlechter-Zweikampf um Recht, Macht und Identität – der leider in die Verlängerung geht. Markus Gärtner


Weitere Empfehlungen