Cranko
D 2024, R: Joachim Lang, D: Sam Riley, Max Schimmelpfennig, Hanns Zischler, 128 min
Erst im Juli war Joachim A. Langs »Führer und Verführer« in den Kinos zu sehen. Nach dem Dokudrama über NS-Propagandaminister Joseph Goebbels legt der Regisseur nun ein ebenso ungewöhnliches Projekt über eine gänzlich andere, diesmal kulturhistorische und deutlich erfreulichere Persönlichkeit vor: John Cranko leitete in den 1960er Jahren das Stuttgarter Ballett und ließ es zu einer der bedeutendsten Kompanien der Welt avancieren, bevor er 1973 zu früh verstarb. Langs Film ist dabei ebenso Biografie wie ein Werk, das die Essenz dessen, was Tanztheater ausmacht, filmisch erlebbar machen will. Das äußert sich in Szenen, in denen Ausschnitte aus Crankos Leben von seinen Choreografien durchbrochen werden, und mündet in einem Finale, in dem die noch lebenden damaligen Tänzerinnen und Tänzer gemeinsam mit ihren Filmpendants – den aktuellen Mitgliedern des Stuttgarter Balletts – Rosen vor dem Grab Crankos ablegen. Dessen Freundlichkeit, Leidenschaft und Perfektionismus, aber auch seine Suche nach Liebe macht Langs kunstbeflissene Inszenierung tatsächlich in ihren besten Momenten erfahrbar. Ein grundsätzliches Interesse an Ballett sollte das Publikum allerdings mitbringen, sonst werden einige Passagen zur zähen Angelegenheit. Cranko wird übrigens oscarreif von Sam Riley verkörpert, dem 2007 mit Anton Corbijns »Control« über Ian Curtis und dessen Band Joy Division der Karrieredurchbruch gelang und der am 6.10. zu Gast ist in den Passage-Kinos. Peter Hoch