anzeige
anzeige
Der Gymnasiast

Der Gymnasiast

F 2022, R: Christophe Honoré, D: Paul Kircher, Juliette Binoche, Vincent Lacoste, 122 min

Christophe Honoré (»Sorry Angel«), derzeit einer der spannendsten (queeren) französischen Regisseure, hat im Alter von 15 Jahren seinen Vater verloren und das schon mehrfach filmisch thematisiert. So auch in seinem neuesten Film »Der Gymnasiast«, in dem der Vater (Honoré selbst in einem Kurzauftritt) von Lucas bei einem Autounfall ums Leben kommt. Um auf andere Gedanken zu kommen, soll der 17-Jährige einige Tage bei seinem älteren Bruder in Paris verbringen. Lucas war in seinem kleinen Dorf bereits geoutet und hatte einen Freund, doch erst in der Millionenmetropole kann er all seine sexuellen Wünsche ausleben und damit den Schmerz betäuben, den er durch den Verlust des Vaters empfindet. Ähnlich wie François Ozon in »Sommer 85« macht auch Honoré hier von Anfang an keinen Hehl aus der eher tristen Grundstimmung seines Films und nimmt einige dramatische Ereignisse durch Off-Kommentare vorweg. Gleichwohl ist dem Filmemacher auch hier wieder ein aufrichtiger und nachvollziehbarer Film über eine schwule Selbstfindung geglückt. Der ideal gecastete, charmante Newcomer Paul Kircher erhält genügend Raum zur Entfaltung und scheut dabei auch vor ziemlich erotisch inszenierten Sexszenen und jeder Menge nackter Haut nicht zurück. Ein sensibles und zärtlich-poetisches Familiendrama, das nach und nach die Verzweiflung des Protagonisten über den Verlust des Vaters deutlich macht. Frank Brenner


Weitere Empfehlungen