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Der Mann, der seine Haut verkaufte

Der Mann, der seine Haut verkaufte

F/TUN/D/B/S 2020, R: Kaouther Ben Hania, D: Yahya Mahayni, Dea Liane, Koen De Bouw, 108 min

Sam Ali ist im Jahr 2011 in Syrien lautstark für Freiheit eingetreten und deshalb ins Fadenkreuz der Regierung geraten. Er flieht in den Libanon, seine Freundin Abeer nutzt die Bekanntschaft zu einem Diplomaten, um nach Belgien zu gelangen. Auch Sam hätte nun die Chance, ein Visum für Belgien zu erhalten, wenn er dem Künstler Jeffrey Godefroy als lebende Leinwand dient. Er lässt sich darauf ein und bekommt von Godefroy ein Schengen-Visum auf den Rücken tätowiert, ein politisches Statement, das in Europa schließlich das Interesse von Menschenrechtsverbänden, aber auch das von Kunstliebhabern weckt. Der zweite Langspielfilm der tunesischen Regisseurin Kaouther Ben Hania wurde im vergangenen Jahr für den Auslands-Oscar nominiert und in Venedig ausgezeichnet. Er enthält einige wirklich starke Aussagen und Szenen, wenn er seinem Publikum vor Augen führt, was es bedeutet, »im richtigen Teil der Welt geboren« zu sein, oder dass Handelsobjekte in unserer Zeit viel freier in der Welt zirkulieren können als Menschen. Angelehnt ist die Geschichte an die Rückentätowierung des Künstlers Wim Delvoye (der hier einen kurzen Gastauftritt hat), dessen lebendes Objekt Tim im Jahr 2008 an einen Privatsammler verkauft wurde. Gegen Ende steigert sich die Filmhandlung zunehmend ins Absurde und kann das Niveau nicht immer halten. Was bleibt, ist ein wichtiges Statement zum Thema Unterdrückung. Frank Brenner


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