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Der Rhein fließt ins Mittelmeer

Der Rhein fließt ins Mittelmeer

ISR 2022, Dok, R: Offer Avnon, 95 min

Zehn Jahre lebt der Filmemacher Offer Avnon in Deutschland, bevor er in seine Heimat Haifa zurückkehrt. In diesem Jahrzehnt kann der Sohn eines polnischen Überlebenden der Shoah die Erlebnisse seines Vaters keinen einzigen Tag vergessen. Und so macht er sich auf die Suche nach versteckten Erinnerungen, sucht den Dialog, stellt Fragen, hört zu und beobachtet. In seinem Dokumentarfilm »Der Rhein fließt ins Mittelmeer« spricht Avnon mit Überlebenden und Angehörigen, mit Schuldbewussten, Gleichgültigen, mit feindlich und versöhnlich Gestimmten in Deutschland, Polen und Israel. In den fragmentarisch aneinander gereihten Dialogen ergründet der Film Verdrängungsmechanismen, Verständigungsversuche und bleibende Traumata. Welchen Dialog können Angehörige von Opfern und Tätern miteinander führen? Worum geht es bei der kollektiven Schuld? Wie weit soll sie gehen? Jede Antwort wirft weitere Fragen auf. Dazwischen sind Orte zu sehen, die die Geschichten dieser Zeit in ihre DNA eingeschrieben haben, ohne explizite Erinnerungsstätten wie Konzentrationslager oder Ghettos zu sein. Man sieht Aufnahmen von Bahnhofshallen, Gleisen, einem jüdischem Friedhof in Warschau in Form eines Waldes, verlassenen Orte – und immer wieder den stoisch vor sich hin fließenden Rhein. »Der Rhein fließt ins Mittelmeer« ist ein wichtiges Zeugnis einer verblassenden Zeit, doch die Suche nach den versteckten Erinnerungen abschließen, das kann er nicht. SARAH NÄGELE


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