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Eine Sekunde

Eine Sekunde

CHN 2019, R: Zhang Yimou, D: Zhang Yi, Haocun Liu, Wei Fan, 103 min

China inmitten der Kulturrevolution: Ein abgekämpfter Mann durchquert die Wüste. Sein Ziel: das Kino eines kleinen entlegenen Dorfes. Die Menschen strömen aus dem Theater. Die Vorstellung ist vorbei. Draußen steht schon das Motorrad bereit, beladen mit den Filmrollen. Der Mann, Zhang Jiusheng, beobachtet, wie eine Vagabundin, das Waisenmädchen Liu, eine der Rollen stiehlt. Er nimmt die Verfolgung auf, durch die Wüste bis in den nächsten Ort, um dem Vorführer, »Mr. Movie« Fan Dianying, die fehlende Rolle auszuhändigen. Zhang Jiusheng ist allerdings nur wegen des Vorfilms hierher gekommen, einer Nachrichtenrolle, in der seine Tochter als strebsame Arbeiterin zu sehen ist. Es ist die einzige Chance, ihr für eine Sekunde nahe zu sein. Doch Liu hat ihre ganz eigenen Gründe, an das wertvolle Zelluloid zu kommen. Sind die Ziele der Allgemeinheit wirklich wichtiger als das Leid der Armen? Diese Frage stellt sich der Protagonist von Zhang Yimous (»Hero«) neuem Werk im Laufe der Handlung. Dass das Publikum sich eine eigene Antwort bilden kann, ist bemerkenswert für einen Film, der die chinesischen Zensurbehörden passierte. Bei der Berlinale 2019 war die Uraufführung noch kurzfristig abgesagt worden. »Technische Probleme« waren der fadenscheinige Grund. Nun ist der Film auf der Streaming-Plattform Mubi zu sehen und kommt vorher in unsere Kinos. Ein Glück, denn auf der Leinwand entfalten sich die großen Landschaftsporträts am besten. Raum für eine eigene Interpretation der Geschichte bleibt auch in der nun vorliegenden Fassung. Lars Tunçay


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