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Florence + The Machine

Florence + The Machine

Dance Fever

Dance Fever

»Dance Fever« – Tanzwut. In dem Titel steckt eigentlich alles, was das fünfte Studioalbum von Florence + the Machine zu bieten hat: Manie, Ekstase, Hingabe, Selbstaufgabe, Euphorie – aber auch Drama und Tragödie. Denn der – im Deutschen manchmal auch Veitstanz lautende – Begriff ist die alte Bezeichnung für die Nervenkrankheit Chorea Huntington und beschreibt Symptome wie unwillkürliche Zuckungen. Eine grausame Erkrankung, die besonders im Mittelalter stark stigmatisiert und verteufelt wurde. Ganz nebenbei deutet der alte Begriff des Titels also auch das Mystische des Mittelalters an, das sich wie der bekannte rote Faden durch die Gestaltung des Albums zieht. Es findet sich in den Coverbildern des Albums und der Singles wieder: Florence Welch ist da als mittelalterliche Monarchin zu sehen, überschrieben mit dem Titel »King«, der Name einer der Singles. In denselben Kostümen taucht sie auch in den zugehörigen Videos auf – womit der rote Faden Vergangenheit und Gegenwart miteinander verbindet. Florence Welch will das Ganze selbstverständlich auch als feministische Ansage für unsere heutige Gesellschaft verstanden wissen. Und auch der Entstehungsprozess ist tief mit der aktuellen (Pandemie-)Lage verbunden: Nicht nur, dass die Tanzwut auch in pandemischen Schüben aufgetreten ist, die Aufnahme des Albums musste sich den Kontaktbeschränkungen beugen und verschoben werden. Fast schon ein bisschen unheimlich, wie sich hier gestalterisch und inhaltlich ein Kreis schließt. Mehr als je zuvor ist ein Album von Florence + the Machine deshalb als ein Gesamtkunstwerk aus bildnerischer und musikalischer Gestaltung sowie dessen Inhalt zu verstehen. Und wenn man all das ignorieren und sich einfach ekstatisch den Melodien des klaren Gesanges und den unwiderstehlichen Rhythmen hingeben würde, käme man dennoch der Tanzwut ganz nah. Kerstin Petermann


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