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Fat White Family

Fat White Family

Forgiveness is yours

Forgiveness is yours

Die Zeiten, in denen man mit so ollen Sachen wie Sex, Drugs und Rock’n’Roll noch groß provozieren konnte, sind ja eigentlich vorbei. Der Band Fat White Family gelingt es aber trotzdem immer wieder. In den 13 Jahren ihres Bestehens haben sich die Briten dabei eine Art eigenen düster-ekstatischen Rockmythos geschaffen, der sehr wenig mit Glamour zu tun hat und viel mit Destruktivität, Selbsterniedrigung und dem Hang zum Verstörenden. Das wird in Interviews und Pressestatements dann auch viel und gerne zur Schau gestellt. Und so verwundert es kaum, dass auch das neue Album »Forgiveness is yours« mal wieder in einem Strudel aus Psychosen, Drogenmissbrauch und Angst vor dem Sozialamt entstanden sein soll. Anhören tut man es der Platte nicht unbedingt, jedenfalls nicht sofort. Wie schon das letzte Album »Serfs up!« kommt auch sie weitestgehend ohne den psychedelischen Noise-Rock früherer Tage aus. Stattdessen gibt es angenehm eklektische Pop-Perlen – samt heimeligen Flötenklängen, tanzbaren Disco-Grooves und opulenten Streicheinlagen: catchy, funky und sexy! So richtig gemütlich machen kann man es sich dann aber doch nicht. In gewohnter Manier werden die Arrangements immer dann zersägt, wenn es gerade zu nett wird. Und auch textlich holt Sänger Lias Saoudi alles raus, was an existenziellen Abgründen gerade so vorhanden ist. Von Begegnungen mit John Lennons Geist auf Ketamin bis zur extrem eindrücklichen Schilderung der traumatischen Beschneidung seines Bruders. So viel Beklemmung so wohlklingend und aufregend zu verpacken, ist dann schon ein Kunststück. Yannic Köhler


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