Songs über Körperflüssigkeiten, Depressionen und Heartbreak, dazu Humor zwischen
Pausenhof und Eck-Kneipe: Mit dieser Mischung erscheinen Schnipo Schranke 2014 auf der Bildfläche. Damit können sich damals – von Feuilleton bis WG-Party – erstaunlich
viele Menschen anfreunden (bis auf die Welt natürlich, die hier gleich den
popmusikalischen »Ekel-Feminismus« aufziehen sieht). Das alles währt allerdings nur
kurz: 2019 ist Schluss und beide Hälften des Duos machen seitdem mit eigenen Projekten weiter. Daniela Reis mit Partner Ente als das Synthpop-Duo Ducks on Drugs und Fritzi Ernst halt einfach als Fritzi Ernst. Die schließt 2021 mit ihrem Solo-Debüt »Keine Termine« dann auch an den bekannten Schnipo-Style an, macht allerdings ihre
eigene Version daraus. Körperflüssigkeiten spielen keine so große Rolle mehr, Depressionen und Versagensängste sind aber weiterhin zentrale Themen. Vor allem wird Ernst zur Advokatin des Unperfekten und der Erschöpfung, zelebriert die Lust am
Keine-Lust-Haben. Das alles wird nun auch auf »Jo-Jo« weitergeführt.
Allerdings ist das zweite Album deutlich optimistischer und wird vom Label als »more lighthearted« angekündigt. Auch das Themenspektrum ist um einige neue Aspekte erweitert: Etwa wird die Trennung von Schnipo Schranke reflektiert und mit »Märchen« gibt es sogar so etwas wie einen handfesten Love-Song. Ansonsten findet man aber auch hier wieder radikal simples Songwriting und Fritzis naiv-unprätentiöse bis stellenweise infantilen Lyrics (etwa, wenn sie von ihren »Freundis« singt, die ihr helfen, oder Textzeilen wie »Upsi Upsi Ups« zum Besten gibt). In den besten Momenten entwickelt das einen ganz eigenen, interessanten Charme, gerät dann aber doch häufig in arg seichtes Fahrwasser und bleibt leider hinter dem äußerst vielversprechenden Vorgänger zurück. Yannic Köhler