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Hatching

Hatching

FIN/S 2022, R: Hanna Bergholm, D: Siiri Solalinna, Sophia Heikkilä, Jani Volanen, 90 min

Die einen nennen es Body-Horror, die anderen schlicht Pubertät. Tinja ist zwölf und latent genervt von ihrer sterilen Spießerfamilie. Ihr Bruder ist eine kleine Petze, ihr Vater ein grinsender Duckmäuser und ihre Mutter eine jener überambitionierten Helikopter-Mamis, die ihre Töchter zu kleinen Wunderkindern dressieren wollen. Die Gymnastikwettkämpfe, für die Tinja so hart trainieren muss, dienen auch nicht der Selbstverwirklichung, sondern dem Prestige-Gewinn. Statt zu rebellieren, kümmert sich die sensible Tochter aber lieber um ihr neues unheimliches Haustier namens Alli. Alli ist einem Vogelei entschlüpft, das Tinja selbst ausgebrütet hat, und lebt nun unter ihrem Bett versteckt – eine monströse Kreatur, die beunruhigend schnell wächst und einen immer größeren Appetit entwickelt. Auch wer seine eigene Jugend schon etwas länger hinter sich hat, findet sich schnell in der Gefühlswelt von Hanna Bergholms Debütfilm zurecht. Steif und unecht wirken die Kulissen der Kindheit darin, wild und bedrohlich der nächste Lebensabschnitt, mit Alli als hässlichem Schutzengel. Auf Eltern kann die Metamorphose ihrer Kinder irritierend wirken, aber »Hatching« schlägt sich mit seiner Perspektive auf die Seite der Pubertierenden. Dort liegen ganz gegensätzliche Empfindungen so nah beieinander wie sonst nur bei gespaltenen Persönlichkeiten. Oder in Horrorfilmen, die eklig und zärtlich zugleich sind. Markus Hockenbrink


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