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Heisenberg’s Uncertain Pinball / One in Hole / Dear Devere

Heisenberg’s Uncertain Pinball / One in Hole / Dear Devere

Kurzgefasst

Gut Ding will nicht immer Weile haben, das beweisen Game Jams seit schon fast 20 Jahren. Ein paar kluge Köpfe setzen sich bei diesen Events ein, zwei Tage zusammen (aktuell logischerweise nur online) und zimmern in Rekordzeit ein paar coole Indie-Spiele. Satan sei Dank steht dabei zwangsläufig zumeist eine starke Idee im Fokus – so wie bei den drei folgenden Titeln, die während des vergangenen »Pirate Jam« entstanden sind. Um »Heisenberg’s Uncertain Pinball« von Andrew C. Wang zu spielen, braucht es nur wenige Minuten Zeit und eine funktionierende Webcam. Mit der werden nämlich die eigenen Augenbrauen erkannt, auf die die Flipper reagieren. Das hört sich nicht nur komisch an, das ist auch so. Es geht skurril weiter: Angelehnt an die Heisenbergsche Unschärferelation sind zwei Perspektiven auswählbar. Entweder die Bewegung der Kugel und ihre Kollisionen (ohne zu wissen, wo auf dem Spielfeld man sich befindet) – oder ein Quasi-Standbild von allem, allerdings ohne Momentum. Die Visualisierung lässt sich fortlaufend ändern. Außerdem werden starke Augenbrauen-Muskeln benötigt, um der beste menschliche Flipper-Kontrolleur zu werden. Jeder liebt Minigolf. Was aber ist mit Fast-Golf? »One in Hole« von Guido Out arbeitet mit einem Umkehrprinzip. Das Ziel des Spiels lautet zwar immer noch, den Ball ins Loch zu befördern. Allerdings schießt man nicht die kleine weiße Kugel durch die Gegend. Stattdessen wird das Loch gesteuert – eine Minigolf-Antithese sozusagen. Später nisten sich auch Mäuse nahe der Fahnenstange ein und beeinflussen damit dieSchlaggeschwindigkeit. Diese Mechaniken machen »One in Hole« zu einer sehr cleveren Angelegenheit, sozusagen einem Meta-Game. Wenn mit Traditionen gebrochen wird, müssen Spieler die Levels aus anderen Perspektiven angehen. Das ist bekanntlich immer gut und so bekommt der Begriff Handicap eine ganz neue Bedeutung. Viel zu lesen gibt es in »Dear Devere« von Katy 133. Die sehr ausgeklügelte Story beginnt 1935 auf einer schottischen Insel, als sich Protagonistin Angela Bard im Buchclub über jemanden ärgert und den Frust in einem Brief kanalisiert. Den adressiert sie an sich selbst, schickt ihn nicht ab, sondern legt ihn im Wald unter einen Stein. Kurz darauf hat sie eine Antwort im Briefkasten – von einem ominösen Mr. Devere. Sie schreiben sich hin und her und lernen immer mehr übereinander. Voyeuristisch und spannend erzählt, entfaltet sich das Zusammentreffen zweier Unbekannter. Marc Bohländer


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