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Holy Spider

Holy Spider

DK/D/S/F 2022, R: Ali Abbasi, D: Zar Amir-Ebrahimi, Mehdi Bajestani, Arash Ashtiani, 117 min

Nacht für Nacht tötet Saeed Azimi Prostituierte auf den Straßen Mashhads. Er sieht sich als Prophet Allahs, gesandt, um die Stadt zu reinigen. Tagsüber ist Saeed ein unbedarfter Familienvater, der allerdings deutliche Züge einer posttraumatischen Belastungsstörung aus seinem Kriegseinsatz mit sich trägt. Neun Frauen hat er bereits getötet, als die Kriminalreporterin Arezoo Rahimi in Mashhad ankommt. Die junge Frau trifft auf eine Mauer des Schweigens, auf Verachtung und Missgunst, als sie selbst beginnt zu ermitteln und dabei auch ihr eigenes Leben aufs Spiel setzt. Drastisch und brutal schildert der Regisseur Ali Abbasi (»Border«) den wahren Fall als Neo-Noir-Thriller. Während die Taten schockieren, ist die Hilflosigkeit, mit der die Protagonistin den patriarchalischen Strukturen gegenübersteht, der eigentliche Horror. Die gnadenlose Inszenierung nimmt dem Publikum jede Sicherheit. Vor den Hintergründen des Mordes an einer jungen Frau durch die iranische Sittenpolizei bekommt Ali Abbasis Film eine brennende Aktualität. Zar Amir-Ebrahimi überzeugt als willensstarke Rahimi und erhielt in diesem Jahr verdientermaßen den Preis als beste Darstellerin in Cannes. Mehdi Bajestani als Saeed pendelt einnehmend zwischen dem liebevollen Umgang mit der Tochter und wahnhafter Brutalität. »Holy Spider« geht tief unter die Haut und ist nichts für Zartbesaitete. Die alltägliche Realität für die Frauen im Iran ist aber wohl noch wesentlich grausamer. Lars Tunçay


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