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Irene Götz (Hg.): Kein Ruhestand

Irene Götz (Hg.): Kein Ruhestand

Irene Götz (Hg.): Kein Ruhestand. 280 S.

»Mit Freundinnen treffen? Das ist Luxus, das geht nicht«, stellt Traudel Heller fest. Die Münchnerin ist resigniert: »Das Leben ist eigentlich gelaufen.« Sie ist kein Einzelfall. Während Altersarmut generell zunimmt, sind überproportional Frauen davon betroffen. Das liegt am traditionellen Rollenbild, aufgrund dessen Frauen ihrer Generation entweder gar nicht arbeiteten oder einer Tätigkeit mit geringer Qualifikation nachgingen. Scheidung oder Krankheit wirken sich als die Armut verstärkende Faktoren aus. Vielleicht ist noch der Partner zu pflegen, fallen höhere Gesundheitskosten an. Wie Altersarmut spezifisch bei Frauen entsteht und mit welchen Strategien individuell Betroffene dieser begegnen, hat »Kein Ruhestand« untersucht. An zusammenfassende, wissenschaftliche Erkenntnisse schließen sich Interviews mit konkreten Frauen an. Eine Frau bemerkt sie eigentlich gar nicht, weil sie ehrenamtlich eingebunden ist, über genügend kulturelles Kapital verfügt. Eine andere versucht, mit ihren Kenntnissen aus den Mangeljahren des Krieges über die Runden zu kommen. Eine dritte bessert ihre Rente mit einem Minijob auf. Diese abgebildeten Lebenslagen zeigen die Dringlichkeit des Problems. Strategieempfehlungen, dieses zu lösen, runden das Buch ab. Sie betreffen das Sozialsystem und den sozialen Wohnungsbau, beinhalten aber auch Präventivmaßnahmen, mit denen jede/r Einzelne sich heute absichern sollte. Letztlich muss man Altersarmut im Gesamtzusammenhang – also auch mit Rentensystem, Hartz IV und Pflege – sehen, aus dem sie nicht zu lösen ist. Tobias Prüwer


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