Ivo
D 2024, R: Eva Trobisch, D: Minna Wündrich, Pia Hierzegger, Lukas Turtur, 104 min
Ivo lebt für ihre Patienten. Die Palliativpflegerin fährt von einem Termin zum nächsten, wechselt Infusionen und gibt seelischen Beistand. Ihre Mahlzeiten nimmt sie meist am Steuer oder auf dem Parkplatz ein. Ihre Tochter sieht sie erst spät am Abend. Die Teenagerin hat sowieso nur Augen und Ohren für ihren amerikanischen Freund. Ivos Ruhepol sind die regelmäßigen Besuche bei ihrer Freundin Solveigh, die an der Muskelkrankheit ALS leidet und ans Bett gefesselt ist. So ist Ivo auch hier Pflegerin und Seelsorgerin. Der Spagat zwischen dem privaten Gefühlsleben und ihrer Aufgabe wird zunehmend zur Belastung. Kann sie die richtigen Entscheidungen treffen, wenn sie persönlich betroffen ist? Autorin und Regisseurin Eva Trobisch (»Alles ist gut«) erzählt das moralische Dilemma im Vorbeigehen. Emotionale Ausbrüche leistet sich das Drehbuch ebenso wenig wie seine Protagonistin. Greifbar, fast beiläufig schildert »Ivo« ein Leben. Trotzdem trifft Eva Trobischs zweiter Spielfilm tief. Das ist vor allem Minna Wündrich zu verdanken, die hier in ihrer ersten Hauptrolle in jeder Szene präsent ist. Ihr natürliche Performance fügt sich nahtlos in den Cast aus Laien, die sich teilweise selbst spielen, so wie der Anästhesiearzt Dr. Johann Campean, Ivos Vorgesetzter. Dabei entstand ein ehrlicher, wahrhaftiger Film, der sich mit großen, elementaren Themen auseinandersetzt: würdevolles Leben und Sterben. Bei der Berlinale in diesem Jahr gab es dafür den Heiner-Carow-Preis der DEFA-Stiftung. Lars Tunçay