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Licorice Pizza

Licorice Pizza

USA 2021, R: Paul Thomas Anderson, D: Alana Haim, Cooper Hoffman, Bradley Cooper, 134 min

Ganz selten gibt es Filme, die melancholisch und sehnsüchtig machen, ohne dass man je in der Zeit oder an dem Ort der Handlung gelebt haben muss. Regisseur und Drehbuchautor Paul Thomas Anderson (»Magnolia«, »There Will Be Blood«) bringt mit seinem neuen Coming-Of-Age-Drama eine Liebeserklärung zur eigenen Jugend im Kalifornien der siebziger Jahre auf die Leinwand. Er begleitet den 15-jährigen Gary und die 25-jährige Alana auf ihrem schweren Weg zum Erwachsenwerden, dem Finden und Lösen von Vorbildern, der wahren Liebe und dem Drang nach Bedeutung. Eine weiche Farbgebung, das wunderschöne Szenenbild und ein körniges Bild helfen ihm dabei, die Zuschauer in die diffuse, von politischen, kulturellen und gesellschaftlichen Veränderungen geprägte Welt der US-amerikanischen Siebziger mitzunehmen. Anderson lässt die Zuschauer über 134 Minuten mit seinen verschrobenen und doch irgendwie immer liebenswürdigen Figuren mitlachen und mitfühlen und wer drauf achtet, wird sich fast dauerhaft mit einem breiten Grinsen im eigenen Gesicht erwischen. Mit der Musik von Radiohead-Gitarrist Jonny Greenwood, die unter weiten Teilen der Handlung liegt, wirken viele Szenen melodisch und rhythmisch. So entsteht ein insgesamt locker-leichtes Feeling, das den Problemen und Emotionen der Figuren allerdings nie entgegensteht. Der Film mag eine leichte Länge im letzten Drittel haben und – genregegeben – werden die Randfiguren nur auf einem Stück ihres Weges begleitet und eben nicht in einen abgeschlossenen Handlungs- und Spannungsbogen gezwängt. Trotzdem (oder gerade deshalb) bleibt ein zutiefst persönliches und authentisches Werk, was sich den Lebensrealitäten junger Menschen in gewissenhafter Weise annimmt. »Licorice Pizza« dürfte damit schon jetzt einer der emotionalsten und trotzdem lustigsten Filme des Jahres sein. KAI REMEN


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