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Lieber Thomas

Lieber Thomas

D 2021, R: Andreas Kleinert, D: Albrecht Schuch, Jella Haase, Peter Kremer, 157 min

Die Kindheit von Thomas Brasch ist wohlbehütet. Als Sohn eines DDR-Funktionärs fehlt es ihm an nichts – außer an der Liebe des Vaters. Die Rebellion gegen die vorherrschenden Zustände treibt ihn in den Kampf, sein Schwert ist das Wort. Der junge Brasch eckt an. Demonstriert gegen Vietnam und das System. Den sozialistischen Gedanken hält er hoch, nur die Freiheit fehlt. Als er Flugblätter gegen den Einmarsch der Sowjets in Prag verteilt, wird er vom Vater verraten. Thomas landet im Gefängnis. Aber auch das kann ihn nicht aufhalten. 1976 wird er schließlich aus der DDR geworfen und macht Karriere im Westen. Regisseur Andreas Kleinert lehnt seinen Film an die Biografie Braschs an, die Figuren und privaten Geschehnisse sind jedoch fiktional. Er fokussiert den Blick auf die Psyche des Autors. Mit zunehmendem Drogenkonsum in seiner orientierungslosen Phase in New York, wo er als vielversprechender Autor gefeiert wird, aber immer mehr den Halt verliert, nehmen Traumsequenzen überhand, die auch dem Zuschauer die Orientierung rauben. Kleinert, der an der Filmuni Babelsberg lehrt und dessen Filme (»Freischwimmer«, »Hedda«) rar gesät sind, widmet dem Querulanten Brasch einen unbequemen Film, fast dreistündig und in Schwarz-Weiß gedreht. Seine Biografie wird von einem unbarmherzigen Rhythmus getrieben, und einem furchtlosen Hauptdarsteller: Albrecht Schuch beweist hier erneut eindrucksvoll, dass er zu den besten Schauspielern des deutschen Kinos zählt. Lars Tunçay


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