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Lingui

Lingui

TSA/B/D/F 2021, R: Mahamat-Saleh Haroun, D: Achouackh Abakar, Rihane Khalil Alio, Youssouf Djaoro, 88 min

Mit »Lingui« kehrt Regisseur Mahamat-Saleh Haroun wieder ins Land seiner Geburt, den Tschad, zurück. Die erste Einstellung zeigt die Protagonistin Amina, eine Frau mittleren Alters, im Staub ihres Hinterhofs, wo sie LKW-Reifen aufschlitzt und mit großer Kraftanstrengung Metall aus dem Gummi zieht, um anschließend Feuerkörbe daraus zu weben. Eine harte Arbeit, doch Amina bleibt keine andere Wahl. Von ihrer Familie verstoßen, muss sie für sich und ihre Tochter Maria sorgen. Dann wiederholt sich die Geschichte: Wie einst Amina wird Maria schwanger und weiß gleich, dass sie kein Kind bekommen möchte. Das Problem: Schwangerschaftsabbrüche sind im Tschad illegal und aus religiöser Sicht eine Schande. Keine leichte Situation für Mutter und Tochter. Zunehmend verzweifelt suchen sie nach Ärzten, reden mit Heilerinnen, sammeln Geld und müssen dabei jederzeit befürchten, verhaftet zu werden. Aufnahme für Aufnahme rennen sie von einem Ort zum anderen, verirren sich in den engen Gassen ihrer Gegend, zwischen Lehmwänden und knatternden Motorrädern. Ihr Viertel ist genauso ein Labyrinth für sie wie die patriarchale Gesellschaft, die sie herumstößt. Realistisch muten die Bilder in »Lingui« an. Umweltgeräusche dringen in sie ein, herumstreunende Tiere queren sie. Immer wieder nähert sich Haroun seinen beiden Protagonistinnen auch mit Großaufnahmen. Vor allem zum Ende hin wird sein Film zu einem überzeugenden Dokument weiblicher Solidarität. Josef Braun


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