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National Bird

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US-Drohnenkrieg

USA 2016, Dok, 92 min, R: Sonia Kennebeck Der US-Drohnenkrieg in Afghanistan ist kein großes Thema mehr. Man regt sich (zu Recht) über Donald Trump auf, gegen den sein Vorgänger Obama auf den ersten Blick wie ein rechtmäßiger Friedensnobelpreisträger aussehen mag. Nach dieser Dokumentation wird man das kritischer sehen. Regisseurin Sonia Kennebeck spricht hier mit ehemaligen Mitarbeitern des streng geheimen US-Drohnenprogramms über ihre Erfahrungen im Afghanistankrieg. Wir erleben drei schwer traumatisierte Menschen, denen der Staat nicht dabei hilft, ihre Traumaerfahrung zu verarbeiten. Im Gegenteil: Sie dürfen über ihre Erlebnisse nicht sprechen, schon gar nicht öffentlich. Durch ihre gemachten Aussagen werden sie zu Whistleblowern, die nach dem US-Spionagegesetz wie Verbrecher bestraft werden können. Kennebeck besucht auch eine afghanische Familie, die Opfer eines US-Drohnenangriffs wurde. Mehrere Kinder wurden dabei getötet, Frauen und Männer schwer verwundet. Hochtechnologisierte Kriegsführung als »humane« Alternative? So argumentieren Apologeten, schließlich könne man mittels Drohnen Zivilisten von potenziellen Terroristen unterscheiden, was weniger zivile Opfer zur Folge habe. Dass dem nicht so ist, erfahren wir in diesem Report, der den Zynismus moderner Kriegsführung brutal offenlegt. Nur ein Klick, und der Job ist erledigt. Dafür muss man sich noch nicht mal im selben Erdteil aufhalten, in dem der Krieg geführt wird. Kennebeck wurde vorgeworfen, das Thema nicht objektiv anzugehen, Befürworter nicht zu Wort kommen zu lassen. Es ist jedoch eine mutige und richtige Entscheidung, hier klar Position zu beziehen für diejenigen, die sonst nicht gehört werden. Auch wenn hier Barack Obama entzaubert wird. »Ich bin wohl gut im Töten«, scherzte der Ex-Präsident, angesprochen auf seine Rekordstatistik in Sachen Drohnenangriffe. Karin Jirsak


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