anzeige
anzeige
Nostalgia

Nostalgia

I 2023, R: Mario Martone, D: Pierfrancesco Favino, Francesco Di Leva, Tommaso Ragno, 118 min

Heimat – der Ort, wo man herkommt, oder der, wo man Wurzeln geschlagen hat? Für Felice ist die Rückkehr nach Neapel verbunden mit einer Vielzahl an Erinnerungen. Wie ein warmer Regen der Nostalgie gehen sie auf ihn nieder, als er nach vierzig Jahren zum ersten Mal durch die Straßen seiner Kindheit im Viertel Rione Sanità streift. Er sucht seine Mutter auf, der er bisher nur hin und wieder in einem Brief von seinem Leben in Kairo erzählt hat. Warum er fortging, hat sie nie begriffen. Auch Mario Martones Film, der auf dem gleichnamigen Roman von Ermanno Rea basiert, macht lange ein Geheimnis daraus. In langen Einstellungen zur Musik von Tangerine Dream erkundet Felice die Stadt und seine Erinnerungen an die Zeit, als er sie mit seinem Freund Oreste unsicher machte. Der örtliche Priester Don Luigi gibt den Kindern eine Perspektive, die sie vorher nicht hatten. Er holt die Heranwachsenden von den Straßen der Armut und entreißt sie den Fängen des »Malommo«, des bösen Mannes, der das Viertel regiert. Regisseur Martone lässt sich viel Zeit, diese Straßen zu erkunden. In den naturalistisch-kunstvollen Bildern von Paolo Carnera (»Suburra«) lernen wir jeden Winkel der Stadt kennen und bekommen ein Gefühl für das Leben der Menschen dort. Felice, ausdrucksstark verkörpert von Pierfrancesco Favino (»Il Traditore«), wird vom wortkargen Rückkehrer zu einer wohlgeformten Figur mit Vergangenheit und dem Drang nach Versöhnung. Oder ist es doch nur Nostalgie, die ihn antreibt? Lars Tunçay


Weitere Empfehlungen