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Olaus Faber

Olaus Faber

Spaziergänge im Sprachenzoo

Olaus Faber. 256 S.

Noch im Gedächtnis? Steven Spielbergs galaktische Friedensbotschaft »Die Begegnung der dritten Art« anno 77? Das berühmte Musik-Licht-Schwätzchen zur Begrüßung der Außerirdischen? »Boböbababu« - blink-blink. »Das babylonische Handbuch der Sprache« klärt unerwartet auf: Es handelte sich seinerzeit um waschechtes Solresol - eine der universellen Kunstsprachen wie das Esperanto, in der sich etwa ein prosaisches »Ich liebe dich« zu einem schmachtenden »Dore milasi dormi« übersetzt. (Dies nur ein praktisches Anwendungsbeispiel für den kommenden Frühling.) Aber auch ganz unpraktisch ist das Büchlein gespickt mit fundierten Kurzeinlassungen zur unüberschaubaren Vielfalt verschiedener Welt-, Landes-, Regional-, Kunst- oder Geheimsprachen, ihren Erfolgs- und Untergangsgeschichten, ihren Absonderlichkeiten und spielerischen (Ver-) Wendungen. Das Anekdotische dieses Faber?schen Zweitwerkes - seinen Erstling veröffentlichte der Autor noch unter dem germanisierten Alias Olaf Schmidt - ist die definitive Stärke der gelehrten Sammlung. Anfängliche Skepsis, welche Berechtigung eine solche Kompilation in Buchform noch haben könne angesichts der Fülle erschöpfender (!) Sprachlexika und in den Zeiten allgegenwärtiger Suchmaschinen nebst Wikipedia, vermag Fabers Olaus schnell auszuräumen. Die zahlreichen Volten bei der gänzlich subjektiven Auswahl der Einträge bringen nicht selten Smalltalk-fähige Aha-Erlebnisse hervor. Selbst Lebenshilfe wird geboten: Wie sonst ließe sich sich bei der nächsten Demo ganz selbstbewusst das Rotwelsche herbeizitieren, falls der »Bulle« sich beleidigt fühlt. Diese Bezeichnung für Polizei hat niederländische Wurzeln und bedeutet »kluger Kopf«. Und so bestätigt sich ganz unakademisch, ja spitzbübisch die Erkenntnis, dass kulturelle Vielfalt, welche Sprache so unterschiedlich-unerschöpflich zu bilden und zu beschreiben vermag, ein hohes, faszinierendes und bewahrenswertes Gut ist. Stephan Schwardmann


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