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Eimar O’Duffy

Eimar O’Duffy

Esel im Klee. Für die Kinder der Erde. Aus dem Englischen von Gabriele Haefs. Mit Anmerkungen. Stuttgart: Alfred Kröner Verlag 2020. 349 S., 22 €

Eimar O’Duffy.

In der pikaresken Fortsetzung von »King Goshawk und die Vögel« (vgl. kreuzer 04/21) ist Cuanduine, der Held aus der irischen Mythologie, wieder im Einsatz für die einfachen Menschen und für die Herrschaft der Vernunft: Frustriert durch die Kriege und angesichts des traurigen Zustands der Welt zieht sich Cuanduine nach seinen Reisen zurück »in die Berge, wo keine Menschen mehr hausten«; er gründet eine Familie und genießt das einfache Leben – bis ihn die Kriegsgöttin Badb ruft und er wieder in den Kampf ziehen muss, unter anderem, um die Ehre Irlands zu verteidigen. Es kommt zum Krieg (was eine irische Amsel damit zu tun hat, soll an dieser Stelle nicht verraten werden) und in einer Luftschlacht über dem Atlantik besiegt Cuanduine ganz allein König Goshawks Luftwaffe. Unterdessen geht der kapitalistische Wahnsinn auf der Welt munter weiter und Cuanduine hat endlich genug von den Menschen. Er beschließt frustriert, mit seiner Frau – die Kinder sind erwachsen und gehen ihren eigenen Weg – die Welt zu verlassen. Doch weil auf der verarmten Erde nichts mehr zu holen ist, beginnt mit der Kolonialisierung auch die Ausbeutung des Monds und seiner Bewohner. Anfangs wächst der Wohlstand, bis auch diese Welt erneut im Krieg versinkt. O’Duffy schreibt seine Satire vor dem Hintergrund des Ersten Weltkriegs mit großer sprachlicher Vielfalt – verschiedene Textsorten wie Zeitungsberichte, Gedichte, Vorträge, sprachliche Variationen wie Slang oder wirtschaftswissenschaftliche Fachsprache, intertextuelle Anspielungen und ein Erzähler, der den Leser direkt anspricht und sein eigenes Unverständnis eingesteht – und das alles mit einem Augenzwinkern, um die Absurdität der Situation zu offenbaren. Die hilfreichen Anmerkungen von Gabriele Haefs erklären so manche Feinheiten, die sonst nicht immer klar geworden wären. Was den Menschen eindeutig fehlt, ist der gesunde Menschenverstand, doch trotz der düsteren Stimmung ist das Ende versöhnlich (...). Joachim Schwend


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