Bernd Weinkauf
Leipziger Merkwürdigkeiten. Markkleeberg: Sax Verlag 2021. 152 S. 19,90 €
Bernd Weinkauf.
Getreu dem bekannten Ausspruch Goethes versammelt der Leipziger Autor Bernd Weinkauf in seinem neuen Buch zwölf zuweilen amüsante Anekdötchen über heute fast unsichtbare Merkwürdigkeiten der Stadtgeschichte. Warum zum Beispiel erblickte Ende der vierziger Jahre ein Polizist in der Thomaskirche Bachs Leiche in einem bis heute verschollenen weißen Sarg? Und wieso musste Bachs Leiche überhaupt vier Mal umziehen, bevor sie da zu liegen kam, wo sie heute liegt? Auch der umtriebige Napoleon war ja – kein Geheimnis – in und um Leipzig zugegen. Was aber ein paar Liter Gosebier mit seiner Niederlage hier zu tun hatten, ist vielleicht nicht allen bekannt. So liest sich das mit Heiterkeit und Ironie gewürzte Büchlein an einem heißen Nachmittag im Schatten einiger unserer übrig gebliebenen Stadtbäume munter weg. Bäume, die schon Ende des 19. Jahrhunderts für fragwürdige Bauvorhaben hatten weichen müssen – die Geschichte einer unbeliebten Wettersäule belegts! Doch nicht nur Weinkaufs Erzählstimme in »Leipziger Merkwürdigkeiten« amüsiert die interessierte Leserin: Es ist auch der Blick für die historisch entscheidenden Situationen. Beispielsweise gibt es keinen Heinrich-Heine-Park in Leipzig, weil, nach einigem Hin und Her, das Amt für Geoinformation und Bodenordnung feststellt: »Zu viel Schrift würde die Karte verwirrend machen.« Ist klar.
Wer wissen will, was es mit dem »Dreitürmeblick« auf sich hat, wer oder was ein »Ruppertsheimer Reiterpfad« ist oder warum ein japanischer Musiker auch heute noch in Rückmarsdorf nach im 2. Weltkrieg verloren gegangenen Partituren sucht, der möge es hier nachlesen. Und es gibt eine Situation, in der Sie auf der nackten Haut nichts weiter als einen »Gürtel aus ungegerbter Wolfshaut« tragen sollten, glauben Sie mir! Linn Penelope Micklitz