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One of these days

One of these days

USA/D 2020, R: Bastian Günther, D: Carrie Preston, Joe Cole, Callie Hernandez, 121 min

Ein texanischer Autohändler hat sich eine ganz besondere Werbeaktion einfallen lassen, eine Art Gewinnspiel mit Durchhaltekomponente. Zwanzig Kandidaten legen Hand an einen blauen Pick-up-Truck, der Letzte, der loslässt, darf den Neuwagen mit nach Hause nehmen. Die Aktion dauert Tage und wird als Spektakel inszeniert; außer zu regelmäßigen Ess- und Pinkelpausen dürfen sich die Anwärter nicht von der Stelle rühren. Was als Reklamegag beginnt, bekommt durch Schlafentzug und Erschöpfung bald den Charakter einer öffentlich inszenierten Tortur. Horror-Autor Stephen King machte aus einem ganz ähnlichen Thema seinen Roman »Todesmarsch«, und auch Bastian Günthers Film streift das Genre mit geradezu soziologischer Neugier. Dabei wird schnell augenfällig, dass hier der Kapitalismus selbst auf der Anklagebank sitzt. Im Kampf um den exklusiven Hauptgewinn kommt es unter den tendenziell eher armen Kandidaten nämlich bald zu unschönen Szenen; um nicht zu den 19 Verlierern zu gehören, muss man erst an die eigenen Grenzen gehen und dann die der anderen übertreten. Besonders beklemmend ist »One Of These Days« auch deshalb, weil der Regisseur seinen Film weder als beißende Satire noch als sadistischen Spaß konzipiert hat. Seine warmen Farben und der behutsame Blick auf die hoffnungsvollen Hauptfiguren zeugen einerseits von großer Empathie, andererseits von erfrischender Distanz und Klarsichtigkeit. Markus Hockenbrink


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