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Rimini

Rimini

A/D/F 2022, R: Ulrich Seidl, D: Michael Thomas, Tessa Göttlicher, Hans-Michael Rehberg, 114 min

Die Schönheit im Scheitern übt einen gewissen Reiz auf den Österreicher Ulrich Seidl aus. Im Fokus seiner Filme stehen Figuren, die sich im abgegrenzten Umfeld ihres Lebens sicher fühlen. Doch die Fassade fällt, richtet man den Blick von außen darauf. Das gilt für seine Dokumentarfilme ebenso wie für die fiktionalen Erzählungen. Zehn Jahre nach der »Paradies«-Trilogie hat er nun wieder einen Spielfilm mit seiner Partnerin Veronika Franz entwickelt. Ihr Protagonist ist ein Archetyp für die Filme Seidls: Richie Bravo – ein Künstlername, und als Künstler will der in die Jahre gekommene Schlagersänger auch verstanden werden. Nach einem kurzen Abstecher in die Vergangenheit, das Haus seiner Eltern, um die Mutter zu beerdigen, kehrt Richie zurück nach Rimini. Die Vergnügungsmetropole von einst wirkt in der Nachsaison noch einsamer. Richie schleppt sich von einem Auftritt in der Hotellobby zum nächsten und füllt die trostlosen Tage und Nächte dazwischen mit Alkohol und Groupies. Als seine erwachsene Tochter auftaucht und Geld von ihm verlangt, sieht Richie seine Chance zur Versöhnung – und der Einsamkeit zu entkommen. Seidl zelebriert die halbseidene Welt in langen Einstellungen und fordert wie üblich viel vom Publikum. Michael Thomas gibt den abgehalfterten Entertainer mit faszinierender Intensität. Zwischen den Szenen bleibt viel Raum. Der könnte im kommenden Jahr mit »Sparta« gefüllt werden, der die Geschichte des nicht weniger erfolglosen Bruders von Bravo erzählt. Lars Tunçay


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