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Robert Burdy: Fuck the Facts

Robert Burdy: Fuck the Facts

Robert Burdy: Fuck the Facts. 200 S.

Das Feuilletonflirren über »Fake News«, das Postfaktische und Populismus ist mit dem Bundestageinzug der AfD wieder intensiver geworden. Die Frage, wie umzugehen sei mit Faktenresistenz und Demagogie, geht MDR-Anchorman Robert Burdy grundsätzlicher an als die meisten anderen Beiträge zum Thema. »Fuck the Facts« lehnt – konträr zur Forderung im Titel – Fakten nicht an sich ab, plädiert aber für mehr Emotionen in der Kommunikation. Burdy zufolge scheitern die Politiker der Parteien älteren Baujahrs regelmäßig daran, Menschen zu erreichen, weil sie nur Fakten präsentieren, während Propagandisten Wut schüren. Auch wenn das als Generalurteil nicht stimmt – man denke nur an Stanislaw Tillichs »Deutschland muss Deutschland bleiben« –, trifft es in der Tendenz zu: Mit negativen Gefühlen machen die Für- und Vorsprecher der besorgten bis rechtsradikalen Bürger Politik. Statistiken interessieren sie nicht. Nach Burdys Ansicht solle sensibel eingesetzte Sprache positive Emotionen auslösen, durch die sich möglichst viele Menschen angesprochen und mitgenommen fühlen. Dass das Zeit brauchen wird, weiß er. Aber Demokratie lebe von Partizipation, und zu dieser müssten viele erneut bewegt werden. Der Journalist, der auch als Kommunikationstrainer arbeitet, gibt in seinem leicht verständlichen Büchlein interessante Einblicke in Linguistik und Kommunikationswissenschaft. Das macht er nicht, um gelehrt zu erscheinen, sondern um zu zeigen, wie Sprache wirkt und Emotionen schafft. Gefühle sind nicht per se abzulehnen, aber steuerbar. Emotionen zuzulassen, aber sich ihrer auch bewusst zu werden, kann als ein Gegengift wirken zur anhaltenden Verrohung der Gesprächskultur, sei es in Alltagssituationen, im Beruf oder in Netzdiskussionen. Viele plastische Beispiele und gut aufbereitete Erkenntnisse aus der Wissenschaft machen »Fuck the Facts« zu einem fundierten und kurzweiligen Denkanstoß. Tobias Prüwer


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