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Seneca

Seneca

D 2023, R: Robert Schwentke, D: John Malkovich, Geraldine Chaplin, Mary-Louise Parker, 112 min

Es braucht nicht viel, um das alte Rom zum Leben zu erwecken: eine verfallene Ruine mit dem weiten Blick in eine karge, zerklüftete Landschaft, durch die Menschen in Roben wandeln und reden. Robert Schwentke lässt mit seiner Interpretation des Lebens und Sterbens des römischen Philosophen Seneca eine versunkene Epoche auferstehen, und das einzig mit Mitteln des Drehbuchs und furchtloser Darsteller. Wie schon bei seiner außergewöhnlichen Nazi-Groteske »Der Hauptmann« bricht Schwentke auch hier mit den althergebrachten Konventionen der Filmhistorie. »Seneca« ist alles andere als ein klassischer »Sandalenfilm«. Im Jahre 65 nach Christus ist Seneca ein selbstgefälliger Narziss geworden. Seine Tage als beschwichtigender Berater Neros sind gezählt. Der launische Tyrann ist Senecas Zunge überdrüssig. Er beschuldigt ihn der Planung eines Attentats und sendet einen Soldaten, der Seneca die Wahl lässt: Entweder setzt er seinem eigenen Leben bis zum Morgengrauen ein Ende oder der Auftragsmörder wird seine bestialische Arbeit verrichten. Der Todgeweihte tut das, was er am besten kann, und redet um sein Leben – bis er realisieren muss, dass ihm das aus dieser Situation nicht heraushelfen wird. Mit John Malkovich fand Schwentke den perfekten Darsteller, um die Ambivalenz Senecas zu verkörpern und die nahezu 90 Seiten Monolog überzeugend zu transportieren. »Seneca« ist furchtloses Kino von einem der eigenwilligsten Regisseure des Landes. LARS TUNÇAY


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