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Stasikomödie

Stasikomödie

D 2022, R: Leander Haußmann, D: David Kross, Antonia Bill, Deleila Piasko, 116 min

In der Gegenwart kann Ludger Fuchs endlich in seine alte Stasi-Akte schauen. Neben Unterlagen über den früheren Widerstandskämpfer befindet sich darin auch ein zerrissener Liebesbrief. Seine Frau wird hellhörig, denn sie ist sich sicher, dass die beiden zu der Zeit schon zusammen waren. Ludger erinnert sich an die achtziger Jahre zurück, seine Zeit in der Berliner Kulturszene, die undurchschaubare Natalie und seine geheime Laufbahn als Spitzel der Stasi. Im deutschen Film gibt es Werke über die DDR wie Sand am Meer. Zumeist sind das ernste Dramen oder spannende Thriller. Vielleicht ist es da schon ein Statement, dass Regisseur Leander Haußmann genau das Gegenteil gemacht hat. Die »Stasikomödie« ist nicht nur der dritte und letzte Teil seiner DDR-Trilogie, sondern auch alles andere als konventionell. Das liegt an der Tonalität des Films, denn der wird seinem Namen allemal gerecht. Haußmann gelingt es, die Emotionen, Handlungen und Konflikte seiner Figuren nachvollziehbar und oft sympathisch zu inszenieren. Das ist bemerkenswert, weil Albernheit, überdrehte Figuren und unkonventionelle Ideen hier immer wieder an einen Humor erinnern, den Monty Python geprägt hat und den man zuletzt herausragend in »Jojo Rabbit« erleben konnte. Dem jungen Ludger (David Kross) und seiner Zerrissenheit zwischen Systemtreue und freiem, kreativen Leben schaut man deshalb genauso gerne zu, wie dem grotesk, überdrehten Henry Hübchen als Stasi-Offizier. Wenn diese überdrehte Albernheit funktioniert, ist das die große Stärke des Films, doch wo bei wichtigen Figuren der Balanceakt zwischen komischen Handlungen und plausiblen Figurenmotivationen gelingt, sind einige Nebenfiguren eine Karikatur ihrer selbst. Diese forcierten Witze braucht es deshalb ebenso wenig wie die Rahmenhandlung der Gegenwart. Ihr ist geschuldet, dass der Film rund 20 Minuten braucht, um in Fahrt zu kommen. Sie sorgt zwar für Versöhnung und Pathos, aber das Wichtigste ist hier eh der Humor und das Vorführen der Stasi. KAI REMEN


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