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Stiller

Stiller

CH/D 2025, R: Stefan Haupt, D: Albrecht Schuch, Paula Beer, Sven Schelker, 99 min

Argwöhnisch mustert der Bahnbeamte den Reisenden nach einem Blick in dessen Reisepass. »Ich bin nicht Stiller!«, skandiert dieser und wird es in den folgenden anderthalb Stunden wiederholt tun, denn der Mann, der sich als James Larkin White ausgibt, sieht dem vor sieben Jahren verschwundenen, mutmaßlichen Mörder Anatol Stiller allzu ähnlich. White kommt in Untersuchungshaft und Stillers Ehefrau Julika wird herbeizitiert. Sie soll zweifelsfrei bezeugen, dass es sich bei dem vermeintlichen Amerikaner um ihren Mann handelt. Doch je mehr Zeit sie mit ihm verbringt, desto unsicherer ist sie sich. Mit »Stiller« feierte Max Frisch (1911–91) im Jahr 1954 seinen Durchbruch. In ausschweifenden Sätzen beschreibt der Schweizer Autor das Innenleben seines Protagonisten, dessen Identität dem Leser relativ schnell klar wird. Stefan Haupt (»Zwingli«) lässt uns länger im Dunkeln – und dafür die im Buch ausführlich beschriebene Zeit nach der Haft gänzlich aus. Die Darstellung des Rätsels fürs Kinopublikum stellt vor allem den Hauptdarsteller vor eine Herausforderung, die Albrecht Schuch glänzend meistert. Auch Paula Beer überzeugt in der Doppelrolle der verliebten Julika und ihres gebrochenen Gegenstücks. Ausstattung und Bildgestaltung versprechen großes Kino, auch wenn sich die Handlung selbst auf kleinem Raum konzentriert. Leider ist die Inszenierung mitunter zu vordergründig und inkonsequent. Über weite Strecken fesselt »Stiller« und der Reiz, sich selbst neu zu erfinden. LARS TUNÇAY


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