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Tage am Meer

Tage am Meer

ARG 2016, R: Nadia Benedicto, D: Leticia Mazur, Sofía del Tuffo, Lucía Frittayón, 80 min

Sofia hat zwei Gesichter. Eines ist müde und abgekämpft, wie eine bleiche Maske mit tränenden Augen darin. Das andere setzt sie auf, sobald ihre Töchter den kleinen Bungalow am Strand betreten, dann lächelt sie und ihre starre Haut wird wieder lebendig. Der Bungalow fungiert für Sofia als Zufluchtsort. Nachdem sie von ihrem Mann verlassen wurde, ist sie mit ihren beiden Töchtern hergekommen, um Abstand zu gewinnen und ihre Wunden zu heilen. Hier in einer eher tristen kleinen Stadt, wo der Himmel häufig im Grau des Meeres versinkt, versucht die kleine Familie, einen neuen Umgang miteinander zu finden. Einfühlsam erkundet die argentinische Regisseurin Nadia Benedicto die Gefühlswelten ihrer drei Protagonistinnen und nimmt dabei die jüngste Tochter, die an Aliens glaubt, genauso ernst wie den Schmerz der Mutter oder die Verwirrung und den Zorn der Teenagertochter, die genug davon hat die Verantwortung für ihre kleine Schwester zu übernehmen. Alle drei erhalten im Film ihre ganz eigenen Momente, Zwischenspiele, die die Handlung unterbrechen und an die Arbeiten von Terence Malick oder Xavier Dolan erinnern. Zu Musik tanzt die Mutter unter kahlen Bäumen, rennt die älteste Tochter ins Meer. Auch wenn man Ähnliches schon gesehen hat, gelingt Benedicto doch ein ganz individueller Zugriff auf ihre Figuren, den man im Sinne des Female-Gaze als spezifisch weiblich bezeichnen könnte. Josef Braun


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