Tage mit Naadirah
D 2023, R: Josephine Frydetzki, D: Christoph Humnig, Kenda Hmeidan, Katharina Bach, 93 min
Daniel sieht sich selbst als Philosophen. Weil er aber massive Probleme damit hat, sich von den Erwartungen anderer Leute abzugrenzen, ist er aktuell vorrangig Chauffeur im Unternehmen seines Schwiegervaters, das Medizintouristen betreut. Als ein wohlhabender Gast aus Katar samt Entourage für kardiologische Untersuchungen anreist, verguckt Daniel sich in dessen Tochter Naadirah. Eine höchst erwartbare Manic Pixie Dream Girl-Storyline beginnt. Während Daniel meist selbstmitleidig und konfliktscheu durch die Kulisse schlurft, ist Naadirah darum bemüht, das Leben auszukosten. Ja, auf die klischeebelastete Art – freche Sprüche, Perücken, zwischenmenschliche Distanzlosigkeit, spontane Teilnahme an einer flashmobartigen Choreografie, plötzliches Verschwinden und auf einem Rave im Wald wieder auftauchen und, natürlich, bekleidet durch einen innerstädtischen Brunnen hüpfen. Weil sie damit ihrer MPDG Pflicht – »jungen, grüblerisch-gefühlvollen Männern beizubringen, das Leben und dessen unendliche Mysterien und Abenteuer zu umarmen« so vollumfänglich gerecht wird, will Daniel schließlich mit ihr durchbrennen. Den erdrückenden Alltag samt Frau und Ziehsohn einfach hinter sich lassen. Wohlgemerkt nachdem er gegenüber Naadirah betonte, ein Kind zu haben sei wunderschön. Der teilweise in Leipzig gedrehte Film liefert den unsympathischsten Protagonisten des Jahres, leider aber auf Kosten des eigenen Potenzials. Laura Gerlach