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Tristan Brusch

Tristan Brusch

Am Anfang

Am Anfang

Nach Rest und Wahn folgt der Anfang – und damit der Abschluss einer »Am …«-Trilogie, die Tristan Brusch und seine Musik in den vergangenen Jahren auf ein gänzlich neues künstlerisches Niveau gehievt hat. Den spielerisch-süßen Popstar im Kleinen, den er in den 2010er Jahren mit Songs wie »Zuckerwatte« und »Fisch« noch zu verkörpern versuchte, hat er jedenfalls längst hinter sich gelassen und ist stattdessen über die Jahre zu einer Art dunkelromantischem Volksbarden avanciert. Sein mitunter pathetischer Gestus samt kammermusikalischem Pop-Sound mag manchen dabei antiquiert erscheinen – wie die Reinkarnation eines Scott Walker oder Jacques Brel im 21. Jahrhundert. Doch genauso gut kann man eben auch dagegenhalten, dass die Meta-Themen von damals heute immer noch die gleichen sind: etwa »Lieben und geliebt werden«, wie Brusch wohl nicht ganz zufällig in »Geboren, um zu sterben« singt, dessen Titel sein Wirken gleich noch um eine weitere existenzialistische Komponente ergänzt. Was ihn dabei in Songs wie »Vierzehn«, »Die lange Nacht« oder »Heiliges Land« vom Gros seiner Generation unterscheidet, ist der vollständige Verzicht auf ironische Brüche. »Für die Liebe in Maßen habe ich kein Talent«, singt er an einer Stelle im Album, und man darf froh sein, dass das so ist. Denn in Zeiten des Dating-Portal-getriebenen Liebeskontrollwahns hält Tristan Brusch der Gesellschaft ihren Spiegel vor. Ob sie bereit ist, hineinzublicken, wird sich indes noch zeigen müssen. Luca Glenzer


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