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Victim

Victim

SK/CZ/D 2022, R: Michal Blaško, D: Vita Smachelyuk, Elizaveta Maximová, Gleb Kuchuk, 91 min

Irinas Leben steht kopf. Während die alleinerziehende Ukrainerin alles tut, um einen tschechischen Pass zu erlangen, wird eines Tages ihr Sohn Igor bewusstlos im Treppenhaus aufgefunden. Schnell eilt Irina an sein Krankenhausbett, wo die Polizei sie schon erwartet. Der Fall scheint klar: Igor wurde zusammengeschlagen. Von Roma vermutlich, mit denen die Familie im selben tristen Hochhausblock am Stadtrand lebt. Ein Eklat, den sich die örtlichen Neonazis gerne zunutze machen möchten. Sie organisieren eine Demonstration, fordern von Irina, dort aufzutreten. 
In realistischen, das heißt in diesem Fall überwiegend grauen Bildern und ohne Musik zeigt Regisseur Michal Blaško, wie der tschechische Alltag für jene aussieht, die ganz außen stehen. In respektvoller Distanz folgt die Kamera Irina bei ihrem Versuch, zwischen verschiedenen gesellschaftlichen Kräften den richtigen Weg für sich und ihren Sohn zu finden. Das ist packend erzählt und trotz der unspektakulären Schauplätze und Dialoge gerade in seiner Schlichtheit fesselnder als so mancher moderne Thriller. Der Film schafft das Kunststück, nicht zu langweilen und gleichzeitig gesellschaftskritisch zu sein. Und seine Themen reichen weit über Tschechien hinaus: Wie gehen wir mit denen um, die im Abseits stehen? – »Victim« findet darauf seine eigenen, mitunter erschütternden Antworten. Josef Braun


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