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Wie im echten Leben

Wie im echten Leben

F 2020, R: Emmanuel Carrère, D: Juliette Binoche, Hélène Lambert, Léa Carne, 106 min

Eine Frau stellt sich beim Arbeitsamt als arbeitssuchende Hausfrau ohne Berufserfahrung vor. Kürzlich von ihrem Mann getrennt, sei sie in die französische Normandie gezogen, um dort alles hinter sich zu lassen. Sie nimmt eine Stelle als Reinigungskraft an. Bei Marianne Winckler handelt es sich jedoch keineswegs um eine bedürftige Frau, sondern um eine bekannte Schriftstellerin, die ein Buch über prekäre Arbeit verfassen will. Sie beginnt auf einer Fähre zu putzen, die Arbeitsbedingungen sind höllisch, zwischen den Reinigungskräften besteht jedoch ein starker Zusammenhalt. Immer wieder bezieht sich der Film auf das Dilemma, in dem sich Winckler befindet: Die Lebensrealität der Menschen um sie herum festzuhalten, die »Unsichtbaren« sichtbar zu machen, während sie jederzeit in ihr Pariser Leben zurückkehren kann. Gleichzeitig droht ihr durch das Schreiben die Gefahr, das Vertrauen all jener zu verletzen, deren Leben sie in ihrem Buch enthüllen wird. Abgesehen von der Oscar-Preisträgerin Juliette Binoche stehen ausschließlich nicht-professionelle Schauspielerinnen vor der Kamera, die zuvor selbst als Reinigungskräfte arbeiteten – die Kluft der Klassenunterschiede setzt sich in der Realität fort. Die gelungene Film-Adaptation des Schriftstellers und Regisseurs Emmanuel Carrère (»Yoga«) stützt sich auf den Erfahrungsbericht der Journalistin Florence Aubenas (»Quai de Ouistreham«). Michelle Schreiber


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