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Wir könnten genauso gut tot sein

Wir könnten genauso gut tot sein

D/RUM 2022, R: Natalia Sinelnikova, D: Ioana Iacob, Pola Geiger, Jörg Schüttauf, 93 min

Für eine dystopische Welt braucht es manchmal nicht viel. Es genügen einige Bilder, wie in der Eröffnungsszene von »Wir könnten genauso gut tot sein«, dem Langfilmdebüt von Regisseurin Natalia Sinelnikova. Ein Paar in Anzug und Bluse rennt, zwischen sich sein Kind, durch einen Wald. Beide Erwachsene tragen schwere Äxte in ihren Händen, die im scharfen Kontrast zu ihrer feinen Abendgarderobe stehen. Schnell vermittelt sich das Gefühl einer feindlichen Umgebung, einer Welt am Rande des Abgrunds. Vor der hat sich eine Gruppe Menschen in ein Hochhaus geflüchtet. Sie sind die wenigen Glücklichen, ausgewählt von einem Komitee, dessen Zusammensetzung lange unklar bleibt. Anna ist Sicherheitsfrau in diesem Hochhaus, eine von allen geschätzte Frau, bis eines Tages ein Hund verschwindet und unter den Hausbewohnern Angst und Paranoia um sich greifen. Was folgt, erinnert an Filme mit ähnlichen Versuchsanordnungen wie die J. G.-Ballard-Verfilmung »High Rise«. Im Angesicht der äußeren Bedrohung bröckelt die Fassade der schönen neuen Welt. Plötzlich sieht sich Anna mit einem wütenden, Golfschläger schwingendem Mob konfrontiert. Überzeugend beschwört Sinelnikova das dystopische Moment. Doch die Dialoge wirken häufig wie aus dem Theater, und auch der Handlung fehlt es an Schwung. So bleibt am Ende der Eindruck, dass man das alles schon mal überzeugender gesehen hat. Josef Braun


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