Zwischen den Jahren

D 2017, 97 min, R: Lars Henning, D: Peter Kurth, Karl Markovics, Catrin Striebeck Becker ist ein verschlossener Typ. Die Hunde sind die einzigen Freunde des bulligen Wachmanns. Die Tattoos auf seiner Haut zeugen von seiner Vergangenheit. Lange hat er im Knast gesessen. Seine Tat will er vergessen und versuchen, wieder Fuß zu fassen im Leben draußen. Er meidet seine alte Biker-Gang, vergräbt sich in der Arbeit. Nur die Putzfrau Rita begegnet ihm ohne Vorurteile und findet Zugang zu ihm. Doch die Zeit vor dem Knast holt ihn ein, egal wie sehr er auch versucht, für sich zu bleiben. Als Beckers Wohnung verwüstet wird und ihn ein schwarzer Volvo verfolgt, muss er sich seiner Vergangenheit stellen. Aber gibt es für das, was er getan hat, so etwas wie Vergebung? Das ist die grundsätzliche Frage, die Lars Henning in seinem Kinodebüt stellt. Nach diversen preisgekrönten Kurzfilmen schuf der Kölner mit »Zwischen den Jahren« einen düsteren Thriller und schrieb ihn ganz seinem starken Hauptdarsteller auf den kräftigen Leib. Peter Kurth, der im vergangenen Jahr für Thomas Stubers »Herbert« den Deutschen Filmpreis erhielt, verkörperte den Wachmann Becker bereits in einem Kurzfilm Hennings. Er spielt den einsamen Wolf mit gewohnter Wucht. Der ruppige Einzelgänger am äußeren Rand der Gesellschaft ist recht nah an der Figur, die er in Stubers Boxerdrama verkörperte. Auch Becker hat sich einen Schutzwall aufgebaut, durch den er niemanden an sich heranlässt. Aber die Figur ist eingebettet in einen abgründigen Thrillerplot, der die bekannten Motive des Genres auf den Kopf stellt. Obwohl Becker hier der Täter ist, begreifen wir ihn auch als Opfer der Umstände. Die Bilder der Nacht sorgen für die passende beklemmende Atmosphäre. Die Gitarrentupfer von Twopilots flirren durch die Szenen, die bewusst Leerstellen lassen für die Interpretation des Betrachters. Ein überzeugender deutscher Genrefilm, der im Dunkel des Kinosaals am besten funktioniert. Lars Tunçay