1 1/2 Ritter: Auf der Suche nach der hinreißenden Herzelinde

Ja, ich weiß, was jetzt kommt: Ein offizielles Spiel zu einem drittklassigen Schenkelklopfer von und mit Till Schweiger - das kann doch nur Schrott sein. Und ich weiß, wer einen Blick auf die Verpackung dieses Spiels wirft (darauf ist das Kinoplakat des Filmes mit Till Schweiger abgebildet), der muss denken: Das kann doch nur Schrott sein. Und normalerweise wäre es auch Schrott gewesen. Wenn, ja wenn nicht eine ganz bestimmte Person dieses Spiel gemacht und geschrieben hätte. Und diese Person wird hier und jetzt im Monatsmagazin kreuzer zum begabtesten Adventuremacher aus deutschen Landen, wenn nicht zum begabtesten überhaupt (zumindest derzeit) ausgerufen. Tusch!: Jan Müller-Michaelis. Den kennen Sie nicht? Sollten Sie aber. Herr Müller-Michaelis arbeitet bei der Spielefirma Daedelic und ist Kreateur von »Edna bricht aus«, dem besten, bezauberndsten und lustigsten Adventure des letzten Jahres. Bestenfalls der Monster-Klassiker »Monkey Island« übertrifft den scharfsinnigen Wortwitz aus seiner Feder. Einen Haken hat der Genuss dieses typisch abgedrehten Müller-Michaelis?schen Rätselspiels jedoch. Die Hauptfigur Ritter Lanze sieht aus wie Till Schweiger, und damit nicht genug - sie wird auch noch von ihm gesprochen. Das ist schlimm. Doch wer sich daran gewöhnt hat, bekommt ein wunderschön gezeichnetes 2-D-Adventure, vollgestopft mit verrückten Einfällen und Gags am Fließband. Die Geschichte orientiert sich zwar am Kinofilm, sämtliche Texte wurden aber neu geschrieben und vertont. Zum Ende hin nimmt die Qualität ein wenig ab. Hier ist anzunehmen, dass mit heißer Nadel gestrickt wurde, um das Spiel noch rechtzeitig zum Filmstart in die Läden zu bringen. Doch auch seines günstigen Preises wegen lässt sich mit »1 1/2 Ritter« die Wartezeit auf das nächste Müller-Michaelis-Adventure wunderbar überbrücken. Andreas Raabe