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Amir Gudarzi

Amir Gudarzi

Das Ende ist nah. München: DTV 2023. 416 S., 25 €

Amir Gudarzi.

»Ich wurde bereits mehrmals aus politischen Gründen verhaftet. Wenn man mich jetzt verhaften würde, würde ich lange nicht mehr aus dem Gefängnis rauskommen.« – Der Student A. muss sein Heimatland Iran verlassen, im Gepäck hat er alltägliche wie staatliche Gewalterfahrungen und die tiefen Spuren geraubter Selbstbestimmung. Sein eigentliches Ziel Kanada erreicht A. nicht – er landet in Wien, um hier mit den Ausschlüssen der österreichischen Mehrheitsgesellschaft konfrontiert zu werden. Amir Gudarzis Debüt lässt sich als Dringlichkeitsroman bezeichnen, denn er erzählt von der Flucht aus einer bürokratischen Autokratie hinein in eine rassistische Bürokratie, dem Gefühl der Entfremdung in der Fremde und der daraus resultierenden Einsamkeit in einem heimatlosen Dazwischen. Und dringlich sind diese Themen, da brandaktuell: Das Schicksal von Schutzsuchenden in Europa ist ein Schicksal, das durch Rassismus in individueller, struktureller und institutioneller Form geprägt ist. Gudarzi protokolliert jene Zustände, so dass man immer wieder fassungslos die Hände über dem Kopf zusammenschlagen will. Nach diesem moralischen Impuls drängt sich dennoch die literarische Frage auf: Reicht das? Gudarzis Stil ist simpel, teilweise passend zur Kargheit des Beschriebenen, häufig aber bleiben Figuren, Dialoge und Szenen zu skizzenhaft und holzschnittartig. Wenn er zum Beispiel schreibt: »Nun aber kämpfe ich gegen Windmühlen der Bürokratie, gegen hohle Werte«, dann spiegelt sich darin zwar traurige Realität wider, entfaltet aber wenig literarische Kraft. Solche Sätze finden sich zuhauf in Gudarzis Erstling, so dass sich dieser oft als Antithese zur »Show don’t tell«-Regel liest. Tilman Busch


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