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Annett Gröschner

Annett Gröschner

Schwebende Lasten. München: C.H. Beck 2025. 282 S., 26 €

Schwebende Lasten

Hanna Krause ist ein Waisenkind, das von ihrer Halbschwester, einer Blumenhändlerin, aufgezogen wird. Sie entwickelt früh ein Gespür für Blumen, eröffnet frisch verheiratet ihren eigenen Laden im Magdeburger »Knattergebirge«, arrangiert Sträuße wie Kunstwerke und setzt sich in der Mittagspause manchmal in die nahe Johanniskirche. »Das Schiff öffnete sich in einen großen freien Raum, in dem sie atmen konnte, der einzige in der Umgebung, in dem nicht alles zu eng war. Einmal im Jahr bestach sie den Küster und kletterte ganz allein auf den Turm, um von oben auf ihre kleine Welt hinunterzuschauen.« Annett Gröschner, geboren 1964 in Magdeburg, lebt seit 1983 als Schriftstellerin in Berlin. Bekannt wurde sie mit ihren Romanen »Moskauer Eis« (2000) und »Walpurgistag« (2011). Zuletzt erschien ihr gemeinsam mit Peggy Mädler und Wenke Seemann verfasster Bestseller »Drei ostdeutsche Frauen betrinken sich und gründen den idealen Staat« (2024). In ihrem dritten Roman »Schwebende Lasten« erzählt die Performerin, Flaneurin und Geschichtensammlerin Gröschner nun nicht weniger als ein Jahrhundert Magdeburgs, inklusive seiner Industriegeschichte. Ihre Hauptfigur Hanna wird mehr als eine Handvoll Kinder gebären, Nazis, Krieg, Feuersturm und Volksaufstand überstehen, sich aus dem Armenviertel in eine Neubauwohnung und aus dem Blumenladen zu einem Kran aufschwingen. Der Roman endet an der Johanniskirche, die ausgebrannt stehenblieb, während Hannas kleine Welt aus dem Stadtplan verschwunden ist. Federleicht tuscht uns Annett Gröschner das pralle Porträt einer Lebenskünstlerin. Anne Hahn


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