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Anno 1602 (1998)

Anno 1602 (1998)

Der Klassiker

»Wir machen jetzt was mit Schiffen und mit Städten«, sagte Wilfried Reiter in einem Gespräch mit dem Magazin Vice. Mitte der Neunziger schraubte der Österreicher mit drei Kolleginnen und Kollegen als Max Design an diesem neuen Aufbau-Strategiespiel namens »Anno 1602«. Für das Szenario musste das Team nur aus dem Fenster schauen: Es arbeitete im ältesten Haus Schladmings, einer österreichischen Kleinstadt mit dicken Stadtmauern. Ein Schiff und eine Handvoll Ressourcen, mehr besaßen Spieler und Spielerinnen in »Anno 1602« nicht, um unbewohnte Inseln zu besiedeln. In der Wirtschaftssimulation »Der Patrizier« wälzte man noch dröge Statistiken, in »Anno« war der Fortschritt in der Spielgrafik zu sehen: Wenn Warenkreisläufe ineinandergriffen, wurden die Häuser auf der Insel immer schmucker. Dabei bediente sich »Anno 1602« einer Zuckerbäckeridylle. Kontroverse Themen wie Kolonialismus und Sklavenhandel fehlten komplett – was ein Zerrbild der Frühen Neuzeit zeichnete. Vermutlich auch deshalb war »Anno 1602« ein großer Erfolg. In Rekordzeit wurden 450.000 Exemplare verkauft, bis 2022 sogar rund vier Millionen, und das nicht nur im aufbauverrückten Deutschland. Erfolgreich ist die Serie noch immer – doch das aktuelle »Anno 1800« wurde für seinen beschönigenden Blick auf die Geschichte auch kritisiert. Denis Gießler


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