Anton Weil
Super einsam. Berlin: Kein & Aber 2024. 240 S., 22 €
Super einsam
Einsamkeit ist ein Problem, das nicht nur alte Menschen betrifft; spätestens seit der Corona-Pandemie ist klar, dass auch junge und vernetzte Menschen einsam sein können. Der Protagonist in »Super einsam«
macht sich auf die Suche nach den »Wurzeln seiner Einsamkeit« und »erzählt von den großen Themen seiner Generation«, so der Klappentext. Die Frage ist: Welche Generation soll das sein? Teilweise ist Vito
woke wie ein Gen Z (er korrigiert seinen Vater, der nicht korrekt gendert), teilweise verurteilt er Dinge wie ein Boomer (die junge Frau im Zug trage eine Gabel als Armschmuck). Eigentlich ist er ja ein Millennial, das wird daran deutlich, wie doll er seine Mama vermisst. Von dieser Generation scheint aber sonst nicht viel durch, außer vielleicht, dass er weder wirklich jung noch wirklich alt wirkt.
Genauso unverständlich ist auch die Erzählstruktur. Es erstrecken sich Gedankengänge über ganze Seiten, bis sie nur noch langweilig sind und anstatt Verwunderung oder Spannung nur noch Frustration auslösen – da kann man sich dann aussuchen, ob Vito jetzt lost ist oder »ein Brett vor dem Kopf« hat. Ein Roman muss ja nicht immer die großen Fragen des Lebens beantworten, ein bisschen Inspiration wäre aber schön. Dazu sollte wenigstens ein Thema ausgemacht werden können. Angeschnitten (und nicht zu Ende erzählt) werden jedenfalls mehr als genug: Trauer, Liebeskummer, Streit mit dem Vater, Zweifel an der sexuellen Orientierung …
Einsamkeit ist es in »Super einsam« jedenfalls nicht, die Komplexität des Begriffs geht vollkommen verloren. Die tote Mutter zu vermissen, der Ex-Freundin nachzutrauern und seine spärlichen Schauspiel-Honorare zu versaufen – das sind keine Symptome der Einsamkeit, sondern die einer schwierigen Lebensphase. Und man möchte Vito nicht mal in den Arm nehmen und sagen, dass alles gut wird, weil man sich einfach gar nicht mit der Figur identifizieren kann. Da muss er dann wohl allein durch. Alexander Böhle