Baldur’s Gate 3
Entwickler & Publisher: Larian Studios, Plattform: PC (Konsolen später), Preis: 60 €
Das Spiel mag eine Überraschung sein. Aber eine besonders langsame. Erstens ist »Baldur’s Gate 3« die Fortsetzung einer Jahrzehnte alten Computerrollenspiel-Serie. Zweitens wurde das Spiel bereits 2020 veröffentlicht als halbfertige Early-Access-Version. Seit Anfang August gibt es die etwas fertigere Version und die halbe Szene redet nur noch über dieses Spiel. Millionen kaufen es, über 800.000 Menschen haben es auf der PC-Plattform Steam gleichzeitig gespielt. Wer einmal drin ist, kommt nicht mehr raus. Es ist so groß, so aberwitzig tief und breit, dass viele Rezensionen noch
nicht fertig sein werden, wenn dieses Heft erscheint. Und diejenigen, die fertig sind, zücken Höchstwertungen. Bemerkenswert, denn »BG3« macht keine Kompromisse. In Trailern und
Screenshots sieht es aus wie eine aktuelle Großproduktion, mit riesigen Welten, modernen Effekten und porentief gerenderten Gesichtern. Und mit einer dramatischen Geschichte. Im Introvideo setzt ein Alien unserem Spielcharakter eine seiner Kaulquappen ins Auge, auf dass sie in wenigen Tagen unseren Körper übernehme. Dann aber bricht der Body Horror abrupt ab und das Spiel entpuppt sich als etwas ganz anderes: als Fortsetzung Jahrzehnte alter Computer-Rollenspiele. Das »Baldur’s Gate« im Namen ist ernst gemeint. Trotz detaillierter Grafik blicken wir entrückt von oben aufs Geschehen. Wir steuern eine ganze Gruppe von Halb-Elfinnen, Tieflingen, Drows und Menschen.
Kämpfe werden als rundenbasiertes Brettspiel ausgetragen. »BG3« orientiert sich am Regelsystem von »Dungeons & Dragons«, fünfte Edition. Wer sich nicht grob damit beschäftigt, wie Heilung, verschiedene Aktionstypen und Erfolgschancen funktionieren, stirbt auch auf dem einfachen Schwierigkeitsgrad schnell. »BG3« löst mit großem technischem und menschlichem Aufwand eine altmodische Idealvorstellung vom Computer-Rollenspiel ein, die eigentlich nur in Nischen überwintert hatte. Jetzt ist diese Spielidee ein riesiger Hit. (...) Jan Bojaryn