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Black Honey

Black Honey

Soak

Soak

Wenn etwas Selbstverständliches wie Milch dir Gänsehaut macht, dann wird’s gruselig. In »Clockwork Orange« schafft Gang-Leader Alex das unter anderem mit dem immer wieder süffisant verlangten »Moloko«, dem gar nicht so harmlosen milchhaltigen Cocktail, und einem zynischen Blick. »I know what You like« singt Izzy B. Phillips in »Dead« und diese unschuldige Textzeile kriecht genauso direkt unter die Haut wie der »Moloko«. Der leichte Gesang täuscht nicht darüber hinweg, wie die Zeile weitergeht: »Just press on the Knife« und dann noch weiter: »You can’t kill me now / Cause I’m already dead«. Die einfache Gitarren-Melodie verdichtet sich zu einem drohenden Gewitter. Und das Schlagzeug stampft unbeirrt im monotonen Rhythmus weiter, während Izzy von existenziellen Krisen und schreienden Stimmen im Kopf singt. Das ist also die zweite Single von »Soak«, dem vierten Studioalbum des britischen Indie-Vierers Black Honey. Die zwölf Songs des Albums atmen Stanley Kubricks Geist: Da ist keine brachiale Gewalt, sondern kriechende, leise Spannung. »Insulin« zum Beispiel beschreibt fast poetisch den Tod durch eine Überdosis Insulin. Und wieder der leichte, aber auch süffisante Gesang, begleitet vom reduzierten, sich langsam aufbauenden Schlagzeug. Es ist aber nicht nur die Stimmung, die an Stanley Kubrick denken lässt, sondern auch die Ästhetik der Videos bis hin zum Albumcover: Immer wieder taucht vor allem eines auf: die durch Klammern weit aufgerissenen Augen. In »Clockwork Orange« ist das die zentrale Szene, in der Alex psychologisch umprogrammiert werden soll. Bei Black Honey ist es der Trigger eines schleichenden, unguten Gefühls. Es erinnert uns daran, dass etwas nicht stimmt und dass sich ein Unheil zusammenbraut. Vielleicht in der Welt, in der Gesellschaft oder in der Natur … »Soak« ist der Appell, nicht wegzuschauen und es zu ignorieren, sondern vorbereitet zu sein. Kerstin Petermann


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