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Bonaparte

Bonaparte

Was mir passiert

Was mir passiert

Welche erstaunliche Entwicklung Künstlerinnen mitunter nehmen können, lässt sich auch am Beispiel von Tobias Jundt alias Bonaparte dokumentieren. Hatte der Schweizer mit seinen ersten Alben Visual Trash Punk geradezu erfunden, so gab sich Jundt auf seiner letzten Platte »The Return of Stravinsky Wellington« wesentlich kontemplativer. Nun veröffentlicht er sein bisher nachdenklichstes Werk. Zwischen Abidjan an der Elfenbeinküste und Berlin eingespielt, setzt sich der 41-Jährige auf »Was mir passiert« nicht nur mit Themen wie dem Sinn des Lebens, der Hinterfragung von Genderstereotypen, Datenmissbrauch, sozialer Ungerechtigkeit, Umweltverschmutzung und Vegetarismus auseinander, sondern verbindet auf einnehmende Art und Weise afrikanische Rhythmen mit europäischer Electronica. Dabei sind mit der Unterstützung von Gastmusiker*innen wie Bop de Narr (»Warten«), Farin Urlaub & Bela B (»Big Data«), Sophie Hunger (»Dene wos guet geit«) oder Fatoumata Diawara (»Cameroon«) großartige Tracks entstanden, die sowohl musikalisch als auch textlich bestechen. So singt Tobias Jundt in »Das Lied vom Tod«: »Punk ist tot, Reggae ist tot, Jazz ist tot, Hiphop ist tot, Funk ist tot, Schlager ist tot. Techno? Nicht tot, riecht aber komisch.« Bonaparte hingegen lebt. Denn mit dem fast ausnahmslos auf Deutsch intonierten, melancholisch pulsierenden »Was mir passiert« befindet sich der Wahlberliner nicht nur künstlerisch auf der Höhe seines Könnens, sondern er zeigt auch dem rassistisch-nationalistischen Gedankengut unserer Gesellschaft den weltoffenen Mittelfinger.               Dirk Hartmann


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