MDR-Chor
Motetten
Motetten
Für den Leipziger Rundfunkchor sind Bruckners klanggewaltige Motetten Pflichtprogramm. Wer dieses Ensemble dirigiert, muss sie im Schlaf beherrschen. Was der junge Chorleiter Philipp Ahmann selbstverständlich kann, wie er auf dieser CD beweist. Spannender als das Standardrepertoire aber ist die Kür, die der Dirigent zum Spätromantiker hinzusetzt: Motetten
von Michael Haydn, dem jüngeren Bruder des berühmten Joseph. Von dem gibt es noch viel zu entdecken. Und auch die auf den ersten Blick ungewohnte Kombination hat zweifellos ihren Reiz. Denn beide tiefreligiöse Komponisten, zwischen denen fast ein Jahrhundert liegt, sahen
sich als kirchenmusikalische Praktiker. So wird deutlich, warum Bruckner überhaupt so komponierte, wie er es tat: weil er die österreichische sakrale Tradition, die eher bei Michael als bei Joseph Haydn zu finden ist, mit der Muttermilch aufsog. Von der Leistungsfähigkeit des Chores zu schwärmen, hieße, Eulen nach Athen zu tragen. Dennoch setzt Ahmann eigene Akzente: Der MDR-Chor klingt unter seinen Händen noch eine Spur wärmer als in früheren
Jahren. Hagen Kunze