Camerata Lipsiensis / Gewandhauschor / Gregor Meyer

In Mendelssohns Œuvre hat die Reformationssinfonie einen eigenartigen Stand. Im Vergleich mit der »Schottischen« und »Italienischen« wird sie ungleich seltener gespielt, und dennoch gibt es kaum Grund, am musikalischen Gehalt zu mäkeln: Das ausladende Finale über »Ein feste Burg ist unser Gott« ist Musik, die einerseits in der Nachfolge von Beethovens Neunter steht und andererseits weit in die Zukunft reicht. Vielleicht braucht es einen besonderen Ansatz, um die Tragweite des Werkes zu verdeutlichen. Etwa einen, wie ihn Torsten Sterzik hier vorführt. Seine sensible Erweiterung greift kaum ins musikalische Gefüge ein und setzt dennoch zum Instrumentalsatz eine Chorpartie hinzu. Die 2017 im Gewandhaus aufgeführte Fassung gibt es nun dank der Klassikspezialisten von Querstand auch auf CD zu erleben. Zum Glück, möchte man nach dem Hören hinzufügen: Denn der auf Originalinstrumenten spielenden Camerata Lipsiensis und dem Gewandhauschor gelingt unter Gregor Meyer eine dichte und musikalisch hochkonzentrierte Umsetzung der chorsinfonischen Fassung der Reformationssinfonie. Hagen Kunze