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Cannon Fodder (1993)

Cannon Fodder (1993)

Der Klassiker

An Computerspiele, die für einen Skandal gesorgt haben, erinnert man sich besonders gut zurück. Daher ist es kein Wunder, dass »Cannon Fodder« heute vielen Spielern immer noch im Gedächtnis ist. Denn es zeigte für damalige Verhältnisse explizite Gewalt, überzeugte jedoch auch auf spielerischer Ebene und beeinflusste spätere Genre-Größen wie »Command & Conquer«. Im Echtzeit-Strategiespiel steuerte man eine Handvoll Söldner mit der Maus durch einen Urwald und schaltete dabei feindliche Soldaten und Panzer aus. »Cannon Fodder« setzte hier auf den Zufall: Kugeln prallten als Querschläger ab und konnten sogar die eigenen Einheiten töten – sie wurden so zum »Kanonenfutter«. Dadurch, dass eigene Soldaten bereits nach einem Treffer starben und die Munition begrenzt war, gehörte »Cannon Fodder« zu den schwierigsten Echtzeit-Strategiespielen überhaupt. Entwickler »Sensible Software« setzte auf eine explizite Gewaltdarstellung und wollte auf die Sinnlosigkeit von Krieg aufmerksam machen – sorgte aber stattdessen für einen handfesten Skandal. Auf der ersten Spielverpackung war eine Mohnblume abgebildet, das Symbol für Gefallene und Veteranen im Vereinigen Königreich. Die Royal British Legion forderte Spieler darauf offiziell auf, »Cannon Fodder« nicht zu kaufen. In Deutschland indizierte die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien (BPjM) den Titel 1994. Statt einer kritischen Kriegspersiflage sah sie darin ebenfalls eine verherrlichende Gewaltorgie. 2019 könnte »Cannon Fodder« jedoch aus dem Giftschrank entkommen – dann wirkt die automatische Listenstreichung nach 25 Jahren. Denis Giessler


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