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The Neverhood (1996)

The Neverhood (1996)

Knete kann alles sein. Das verstehen Kinder, die aus ihren Gedanken Gegenstände formen. Das verstand auch der Künstler und Comiczeichner Doug TenNapel, der sich deswegen schon vor Jahrzehnten an dieser Idee abarbeitete: Ein Computerspiel aus Knete. Wer auf eine handgeformte Welt schaut, blickt aus der Wirklichkeit heraus in die Gedankenwelt eines anderen Menschen hinein. TenNapel hatte einerseits eine komplexe Schöpfungsgeschichte mit einem existenziellen Konflikt im Kopf, andererseits einen Haufen surrealen Slapstick. Mit seinem Team schuf er einen beunruhigenden Trip, der sich anfühlt, als würde Franz Kafka einen Witz erzählen. So liest sich leider auch TenNapels weiterer Werdegang – er fällt inzwischen vor allem als rechter Kulturkämpfer auf. Doch »The Neverhood« wirkt wie ein Artefakt aus einer weniger bestimmten Zeit. Knete ist formbar, und der Held der Geschichte – Klaymen – erwacht in verzogenen Räumen, leer und trostlos, voller absurder Rätsel. Durch wildes Herumklicken kann beispielsweise ein Zughebel dafür eingesetzt werden, mit einem riesigen Hammer eine Tür einzuschlagen. Das komplette Spiel folgt einer absurden Traumlogik. So ist ein frustrierendes, faszinierendes Kunstwerk entstanden, das heute höchstens noch beim Zugucken Spaß macht. Und eine Inspiration für andere, bessere Spiele. Denis Gießler


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